Keine Angst vor Phobien

Mit der Angst ist das so eine Sache. Einerseits ist sie ein natürlicher Instinkt und dem Menschen ureigen - hätten sich nicht bereits unsere Ahnen in der Steinzeit vor beispielsweise dem Säbelzahntiger gefürchtet und in Acht genommen, würden wir heute wohl nicht existieren. Ängste können uns also vor reellen Bedrohungen warnen, uns vor Schaden bewahren oder sogar lebensrettend sein - zumal sich im Zustand der Angst unsere Aufmerksamkeit und die Leistungsfähigkeit unserer Sinnesorgane erhöhen, während die Reaktionszeit sich verkürzt (es sei denn, die Angst ist lähmend, weil eine Situation hoffnungslos erscheint).

Beim Vorliegen einer Phobie dagegen ist die Angst irrational, tritt angesichts bestimmter Situationen oder Objekten auf, die, realistisch betrachtet, grundsätzlich nicht bedrohlich sind; die Angst vor Spinnen gehört dazu, die vor dem Zahnarzt oder jene vorm Fliegen. Bezeichnend für Phobien ist auch, dass die Betroffenen, wohl wissend, dass ihre Angst unangebracht ist, diese nicht kontrollieren können. Auch besteht die Gefahr, dass sich an einer Phobie leidende Menschen aus Scham immer stärker zurückziehen, da ihre Ängste anderen nicht verborgen bleiben (oft gehen sie mit körperlichen Symptomen wie Schweißausbrüchen, Atembeschwerden und Zittern einher). Der Leidensdruck ist groß.

Wie entsteht eine Phobie?

Da gibt es die erlernte Angst. Aufgrund einer schlechten Erfahrung mit etwas/jemandem wird diese Erinnerung als negativ abgespeichert. Das kann beispielsweise passieren, wenn der erste Zahnarztbesuch sehr unangenehm verlaufen ist (und auch zu einer negativen Konditionierung bezüglich der dazugehörigen Gerüche und Geräusche führen).
Unbehagen beim Gedanken an eine bestimmte Situation ist zunächst keine Phobie, sondern normal. Wird sie aber strikt vermieden, verstärkt sich die Angst. Diese Vermeidungsstrategie ist also nicht zielführend, sondern kann auf Dauer zu einer echten Phobie führen.
Manchmal liegen die Gründe für eine Phobie weit zurück, in der Kindheit. Zeigt zum Beispiel die Mutter panische Angst vor harmlosen Weberknechten oder anderen Spinnentierchen, kann es vorkommen, dass ein Kind dieses Verhaltensmuster übernimmt. Schließlich ist die Mutter ein Vorbild. Entwickelt sich so eine Phobie, sprechen Fachleute vom Lernen am Modell.
Zudem spielen weitere Faktoren eine Rolle - verschiedene Botenstoffe im Gehirn haben Einfluss auf unsere Bereitschaft zur Ängstlichkeit sowie unsere genetische Kondition. Erziehung, Umwelteinflüsse und sogar unsere körperliche Verfassung wirken sich aus. 

Aller Phobien sind drei

Experten teilen diese Angststörung in drei Formen ein, die auch kombiniert auftreten können:
Von der Sozialen Phobie Betroffene fürchten, von anderen Menschen abgelehnt zu werden oder sich vor ihnen zu blamieren; hier ist die Gefahr, dass sie sich zurückziehen und soziale Kontakte meiden, besonders groß. Sogar der Schauspieler Sir Laurence Oliver soll betroffen gewesen sein.
Im Falle einer Agoraphobie (Platzangst) haben Menschen tatsächlich Angst vor der Angst, beziehungsweise davor, in Situationen zu geraten, denen sie nicht entrinnen können. Agoraphobiker fürchten, die Kontrolle zu verlieren. Abraham Lincoln, Charles Darwin und Sigmund Freud sollen Agoraphobiker gewesen sein.
Beim Vorliegen Spezifischer Phobien bezieht sich die Angst auf bestimmte Objekte oder Situationen.
Da gibt es den Tier-Typus (z.B. Angst vor Spinnen/Schlangen), den Umwelt-Typus (z.B. Höhenangst, Angst vor Gewittern), den Situativen Typus (z.B. Flugangst, Angst vor Brücken oder Tunneln), den Blut-/Spritzen-/Verletzungs-Typus (kann kein Blut sehen oder hat panische Angst vor Zahnarztbesuchen) und noch den Anderen Typus - Angst vor Situationen, die mit Erbrechen/Erbrochenem zu tun haben, die Angst, zu ersticken oder sich mit Krankheiten zu infizieren gehören in diese Kategorie.

Diagnose und Behandlung

Wenn heftige, panische Angst vor gewissen Dingen oder Situationen besteht und sogar körperliche Reaktionen erfolgen (Herzklopfen, trockener Mund, Schweißausbrüche), vielleicht schon beim bloßen Gedanken daran, sollte man die Möglichkeit einer phobischen Erkrankung in Betracht ziehen. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt; eventuell ist die Weiterbehandlung durch einen Psychotherapeuten sinnvoll. Bei Kindern übrigens sind Ängste im Laufe ihrer Entwicklung ein Stück weit normal - im Zweifelsfall sollte auch hier ärztlicher Rat eingeholt werden.

Menschen mit Phobien haben es mitunter schwer, auch weil sie meist versuchen, ihr Problem zu verstecken und ihm auszuweichen - was äußerst anstrengend sein kann. Hinzu kommt, dass das soziale Umfeld auf Phobien meist mit Unverständnis reagiert. Es ist also zunächst wichtig, dass sowohl Betroffene als auch deren Angehörige die Phobie als eine Erkrankung erkennen, die behandelt werden kann und muss. 
Gemeinsam mit dem Therapeuten wird eine Strategie entwickelt, um die Angst zu besiegen. Das kann die Konfrontation mit der Angst (Expositionstherapie) sein - der Betroffene lernt, indem er sich (mit Unterstützung des Therapeuten) der gefürchteten Situation aussetzt, seine Furcht zu überwinden. Die alten Denkmuster werden dadurch durch neue, positive Erfahrungen überschrieben.
Bei der gedanklichen Umstrukturierung, auch als kognitive Verhaltenstherapie bezeichnet, kann der Therapeut im Gespräch Gedanken wieder zurechtrücken, damit Harmloses wieder als solches erkannt und nicht als Bedrohung angesehen wird.
Teils wird die Psychotherapie durch Medikamente unterstützt.

Ist das Problem überwunden, sollte Rückfallprophylaxe praktiziert werden. Der von seinen Ängsten Befreite darf nicht müde werden, seine neu gewonnene Freiheit zu verteidigen, indem er bewusst den alten vermeintlichen Gefahren nicht ausweicht, sondern sich an die erlernten Strategien erinnert und diese weiterhin bewusst anwendet.

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